Die Monotonie des Managements

Es ist paradox: Die Rede ist heute von Transformation, Agilität und von der Digitalisierung der Unternehmen, die rapide und nachhaltig vorangetrieben werden müsse. Trotzdem bleiben die Strukturen in Unternehmen unverändert und die Teams vorwiegend homogen. Warum? Weil sie viele Vorteile bieten: Sie sind über Jahrzehnte eingespielt, effizient, schnell. Alles funktioniert gut in homogenen Organisationen – solange man Teil von ihnen ist und Veränderungen nicht notwendig werden. Doch sie sind notwendig. Jetzt. Jede Branche muss sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung, mit dem Thema Wandel und Transformation auseinandersetzen und entsprechend handeln. Neue Geschäftsmodelle entstehen, andere Arbeitsplätze entfallen, auch die Kommunikation (mit Kunden, Mitarbeitern etc.) verändert sich drastisch.

Was in anderen Ländern seit Jahren erkannt und angegangen wird, gerät nun auch in Deutschland in den Fokus. Von einem Wunsch nach Veränderung kann aber nicht mehr die Rede sein. Es geht um massiven Veränderungsdruck, den die Unternehmen heute erfahren. Homogene Organisationen sind in vielerlei Hinsicht von Vorteil, aber eines sind sie sicher nicht: förderlich für Veränderungen.

Ist das nun die Chance für die Frauen?

Das wäre zu einfach und zu kurz gedacht. Denn einzelne Frauen, z.B. in den Aufsichtsräten, bewirken nicht die notwendigen Veränderungen im gesamten Unternehmen. Auch wenn sich die Mehrheit der Unternehmen genau diesen Einfluss von mehr Frauen in Führungspositionen erhofft. FKi-Umfragen ergeben, dass 73 Prozent durch die Förderung von Frauen einen positiven Effekt auf die Kultur erwarten. Frauenkarrieren scheinen demnach in engem Zusammenhang mit der Unternehmenskultur zu stehen.

Genau das belegt der FKi durch seine Ergebnisse: Die Unternehmen mit HQ im Ausland schneiden überproportional gut im Index ab. Bei diesen Unternehmen sind erfolgreiche Frauenkarrieren bereits fest in der Unternehmenskultur verankert. Auch die Auswertungen der Unternehmensergebnisse nach Branche geben über den kulturellen Zusammenhang Aufschluss. Unternehmen aus dem Sektor Neue Technologien erzielen sehr gute Ergebnisse im Index, denn dort spielen Digitalisierung, Veränderungsprozesse und Innovation eine große Rolle. Die MINT-Unternehmen sind ohnehin um qualifizierte, weibliche Talente bemüht und sehr engagiert in ihrem Vorgehen, Frauenkarrieren erfolgreich zu entwickeln. Ihr Ziel, mehr Frauen in Führung zu bringen, ist Teil der Unternehmenskultur und wird vom Management strategisch und konsequent verfolgt.

Wenn wir die Wirtschaft also verändern wollen, dann müssen wir die Kultur in den Unternehmen verändern. Diversität ist ein Weg, diese Veränderung erfolgreich zu vollziehen. Ein nachweisbar effektiver Weg – laut FKi. 2018 bestätigen 100 Prozent der vom FKi befragten Unternehmen die Aussage: Die Frauen unterstützen die durch die Digitalisierung bedingte schnellere Veränderung der Unternehmenskultur. Nur ein Jahr zuvor, im Jahr 2017, waren es gerade einmal 50 Prozent. Es passiert also etwas in den Köpfen und in den Unternehmen.

Aber der Wunsch nach Innovation bringt auch Unsicherheit. Homogene Teams bieten Schutz und gerade in diesen unsicheren Zeiten setzt man auf Bekanntes (Cloning), statt Muster zu durchbrechen: Gleiche Rollenbilder, ähnliche Führungskräfte-Typen und unveränderte Strukturen sind die Folge. Die mit dem Wandel verbundenen Forderungen nach Flexibilität werden in homogenen Organisationen als störend empfunden und als zu komplex. Informationen wollen nicht geteilt werden, denn zu lange hat die Denkweise „ wer das Wissen hat, hat die Macht“ dominiert.

Wer hingegen auf Frauen, auf Diversität setzt, geht diesen kulturellen Wandel an. Denn Frauen fordern eben diese Flexibilität, suchen nach Sinnstiftung, wollen Offenheit und Akzeptanz. Sie entsprechen in ihren Bedürfnissen den Wünschen der Generation Y; diese Ansprüche sind demnach geschlechterunabhängig (FKi 2018). Das heißt Selbstbestimmung, Work-Life-Balance und Soft Skills treten in den Vordergrund. Statussymbole und Positionen werden neu bewertet und Informationen müssen für alle zu jeder Zeit vorliegen. Das ist Transparenz. Auf diese Weise wird Innovation möglich gemacht und Flexibilität wird zum Management Tool. So fördern Unternehmen Kreativität, fließende Strukturen, agiles Arbeiten, New Work und Vielfalt und haben damit das beste Rüstzeug für Erfolg und zukünftige Veränderungsprozesse.

Der FKi zeigt mit seinen Analysen diese Wechselwirkung sehr deutlich: Zwischen der Durchlässigkeit für Frauen und erfolgreichen Innovations- und Transformationsprozessen in Unternehmen besteht ein direkter Zusammenhang. Und er zeigt die Maßnahmen, die Kultur tatsächlich verändern und nicht nur an der Oberfläche kratzen.