Frauen in Führung machen Unternehmen attraktiv für Investoren

Unternehmen mit hohem Frauenanteil sind wirtschaftlich erfolgreicher. Das zeigt eine aktuelle Studie der internationalen Arbeitsorganisation ILO. Ein Ergebnis, das sich mit den Analysen des FKi deckt, der schon in früheren Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen diversen Teams und der Veränderungs- und Innovationsbereitschaft von Unternehmen herausgearbeitet hat. Frauen in Führung gewinnen deshalb auch aus Anlegersicht eine immer größere Bedeutung.

 

Mixed Leadership steigert die Gewinne

Für die Studie wurden mehr als 12.000 Firmen aus 70 Ländern von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO befragt. Von einem positiven Zusammenhang zwischen Geschlechtervielfalt und unternehmerischen Erfolg sei man davor zwar ausgegangen, doch die Ergebnisse der aktuellen Studie hätten die Erwartungen deutlich übertroffen, so die Direktorin des ILO-Büros für Arbeitgeberfragen Deborah France-Massin: „Fast zwei Drittel der Unternehmen, die auf eine Geschlechterdurchmischung in der Firmenleitung setzen, konnten ihre Gewinne steigern. Die Mehrheit erzielte Zuwächse zwischen zehn und 15 Prozent.“

Kapitalmarktfaktor Frau

Ein hoher Frauenanteil im Management avanciert zum Indikator für wirtschaftlichen Erfolg. Erkenntnisse wie die der ILO-Studie führen dazu, dass verstärkt Anlagefirmen die personelle Besetzung der Führungspositionen nach Geschlecht in ihre Entscheidungen miteinbeziehen und ihre Auswahl danach treffen, wo heterogene Teams das Sagen haben. Und mehr noch: Investmenthäuser möchten von den Unternehmen wissen, welche glaubhaften Anstrengungen unternommen werden, um langfristig diverse Teams zu sichern. Denn schließlich möchten sie wirtschaftlich lukrativ und mit Blick auf die Zukunft investieren.

Diversity nach außen und innen? Der FKi gibt wichtige Einblicke

Wie glaubhaft das Ziel von mehr Heterogenität tatsächlich im Unternehmen verfolgt wird, ist häufig schwer zu beurteilen. Zwar werben viele Unternehmen nach außen mit dem Schlagwort Diversity – auch als Mittel im Kampf um qualifizierte Talente – aber echte Insights gibt es nur selten. Verlässliche Aussagen darüber, wie sich Frauenkarrieren tatsächlich entwickeln, auf welchen Ebenen sie überproportional ausscheiden, ob Besetzungsprozesse transparent gestaltet und welche Anstrengungen unternommen werden, sind äußerst schwierig. Genau hier setzt der FKi an, der nicht nur den Ist-Zustand zum Thema Frauen im Unternehmen beziffert, sondern das Commitment des Managements offenlegt, konkrete Maßnahmen ableitet, übergeordnete Zusammenhänge darstellt sowie Hürden und Schwachstellen aufdeckt. Und das auf struktureller und kultureller Ebene.

Erfolg heißt heute: sich als Unternehmen zu öffnen

In den Analysen von über 200 Unternehmen hat sich herausgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen der erfolgreichen Entwicklung von Frauenkarrieren und der Innovations- und Veränderungsbereitschaft von Unternehmen besteht. Denn, wer auf Frauen setzt, öffnet sich strukturell und kulturell, um gerade in Zeiten der Digitalisierung die nötige Flexibilität zu erreichen und zukünftige Veränderungsprozesse gestalten zu können. Das zeigt auch die ILO-Studie: Mehr als jedes zweite Unternehmen verbesserte sich in den Bereichen Kreativität, Innovation und unternehmerische Offenheit. Mehr als die Hälfte gaben zudem an, Fachkräfte leichter gewinnen und halten zu können. Es ist demnach offensichtlich, auf welche Schwerpunkte heute erfolgreiche Unternehmen setzen.

Deutschland hat Nachholbedarf

Unternehmen mit ausländischem Headquarter schneiden oftmals überproportional gut bei den FKi-Analysen ab, denn dort sind die kulturellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen bereits geschaffen. In puncto Frauen in Führung hinkt Deutschland nach. Das zeigen bereits frühere Studien:
Deutschland belegt Platz 24 von 34 im europäischen Vergleich beim Thema Frauen in Führungspositionen (Eurostat 2016) und hält Platz 24 von 32 inne, wenn es um die Vorstände in Finanzorganisationen geht (Oliver Wyman 2016). Und dass sich auch heute noch zu wenig im Top Management ändert, lässt sich anhand aktueller Zahlen der AllBright Stiftung belegen:

Das durchschnittliche Vorstandsmitglied ist demnach zu 92 Prozent männlich, 76 Prozent deutsch und im Jahr 1965 geboren. Zwischen dem 01. September 2017 und dem 01. September 2018 wurde wie folgt rekrutiert: 88 Prozent männlich, 64 Prozent deutsch und 1968 geboren – um nur einige wesentliche Vergleichszahlen zu nennen. Diese Zahlen verdeutlichen das Phänomen des Clonings, das in deutschen Vorständen passiert; d.h. es werden als Nachfolger die Manager-Typen gefördert, die dem eigenen Wesen der Vorstände am nächsten sind.

Warum das so ist?

Weil das Fördern von Frauenkarrieren den Status Quo in Frage stellt. Das bringt Unsicherheit.
Die Unternehmen, die mithilfe des FKi in Frauenkarrieren investieren, haben sich zwischen 2013 und 2018 weit überdurchschnittlich entwickelt. Das zeigt sich z.B. im Bereich der Transparenz mit einer Steigerung um 31 Prozent. Im Unternehmensalltag bedeutet dies, dass Informationen für alle zu jeder Zeit vorliegen müssen. Das wiederum setzt voraus, dass Wissen geteilt wird – was ein Gegenkonzept zu der bisherigen Unternehmensrealität bildet. Und auch die Forderung nach Flexibilität, Offenheit und Akzeptanz durch die Frauen kollidiert mit den bisherigen monotonen Strukturen, die Beständigkeit, Schutz und Präsenz (Kontrolle) bieten. Diese Strukturen und Teams sind hervorragend eingespielt und sie funktionieren – noch! Aber sie sind nicht die Zukunft.

Lesen Sie dazu den Blogartikel: Monotonie des Managements – warum homogene Organisationen zwar immer noch beliebt, aber nicht zukunftsfähig sind